Geschichte

Der Akademische Reit-Club Hannover wurde am 28. April 1888 von einigen Studenten gegründet, die neben dem Studium den Reitsport betreiben und in ihrer Freizeit am geselligen Leben Hannovers teilnehmen wollten.

Zu den Gründern gehörten u. a. die Clubbrüder Butz, Claussen, Endhoven, von Kubinsky, zur Mühlen, Negbauer, Uhlfelder und Max Wolff. Einige von ihnen verfügten über eigene Pferde. Kurze Zeit später trat mit Paul Langen der eigentliche „Vater“ des ARC ein.

Paul Langen ist es zu verdanken, wenn der ARC in den weiteren Jahren seines Bestehens alle Stürme der Zeit überstanden hat. In der Gründerzeit befand sich an der „Langen Laube“ – jetzt „Steintor-Garage“ – ein Tattersaal, der für die Wahl des Clublokals bestimmend war. Die Räume Lange Laube 14 wurden einige Jahre nach der Gründung gemietet, nachdem man zunächst einen Stammtisch in einer benachbarten Wein- und Bierstube, genannt „Mutter Deussner“, Josephstraße, organisiert hatte.

Der ARC trug zunächst den Charakter eines Herrenclubs, dem u. a. auch Inaktive des Hannover’schen Corps angehörten; später auch solche auswärtiger Verbindungen, die den zweiten Teil ihres Studiums an der Technischen Hochschule in Hannover verbrachten. Als Abzeichen wurde die silberne Clubnadel mit den Initialen des „ARC“ getragen. Chargiert wurde in Frack und Zylinder. Innerhalb der Studentenschaft galt der ARC als schwarze (nicht farbentragende) satisfaktionsgebende Verbindung, die ggf. beim Corps Saxonia oder Ostfalia Waffen belegte. 

Als sich die Verhältnisse nach dem ersten Weltkrieg wieder normalisierten, traten Nachwuchsschwierigkeiten auf, die die damalige Aktivitas veranlassten, dem ARC anstelle eines Herrenclubs die Form einer Corporation zu geben. Aus den „Vorsitzenden“ wurden die „Chargierten“. Der studentische Comment wurde in gemilderter und modernisierter Form übernommen.

Prinzip blieb, jedem Mitglied die Möglichkeit zu individueller Persönlichkeitsentfaltung zu geben und die „offiziellen Zeiten“ auf zwei Reitstunden und einen Clubabend pro Woche zu beschränken. Zahlenmäßig blieb die Aktivitas immer klein (meist 6-10 Aktive). Dafür zeichnete sich aber der Club durch gute Kameradschaft aus, die Freundschaften für das Leben begründete.

Der ARC spielte trotz seiner geringen zahlenmäßigen Stärke innerhalb der Verbindungen an der Technischen Hochschule wie auch im reiterlichen und gesellschaftlichen Leben der Stadt eine beachtliche Rolle. Enge Beziehungen wurden unterhalten zum Offizierscorps der Kavallerieschule und den in Hannover liegenden Einheiten des Reichsheere (Reiter 13, AR6, Fahrabteilung etc.). Dadurch konnten die ARCisten manch’ schöne Jagd im Herbst mitreiten, wozu Militärpferde dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurden.

Es galt als besondere Auszeichnung, an der großen Hubertusjagd der Kavallerieschule teilnehmen zu dürfen. Die Namen der Clubbrüder wurden auf einer silbernen Tafel festgehalten, die im Vorzimmer der Kneipe hing.

Mit der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde das studentische Leben in zunehmendem Maße eingeengt und durch die obligatorische SA- oder SS- Dienste ersetzt. Kurz vor dem Kriege wurden die Corporationen alten Stils dann ganz aufgelöst. An ihrer Stelle traten die sogenannten „Kameradschaften“.

Unsere letzten Aktiven gründeten gemeinsam mit dem Corps Saxonia, Ostfalia und Slesvico-Holsatia die Kameradschaft „Paul von Hindenburg“. Man bezog das Haus des Corps Slesvico-Holsatia, wohin auch das Inventar überführt wurde. Dadurch blieb das ARC-Inventar größtenteils erhalten, da das Haus Lange Laube 14 völlig ausgebombt wurde.

Das feste Band der Freundschaft sorgte dafür, dass auch nach der Auflösung des Clubs der ARC-Gedanke bestehen blieb. Das erste Treffen der ARCisten nach dem Kriege fand am 4. Oktober 1946 in Altenvoerde statt. Das 60. Stiftungsfest wurde im Mai 1948 bei AH Schaumann in Langenhagen gefeiert und dabei der Entschluss zur Neugründung des Clubs gefasst. Sie erfolgte am 1. Dezember 1948 im Lokal „Mutter Piesewitt“ in Hannover. 

Für die Neugründung hatte sich eine Reihe von Studenten zur Verfügung gestellt, die als Offiziere in der Wehrmacht geritten hatten und sich daher aus der Passion zur Reiterei für das Wiedererstehen des Akademischen Reit-Clubs begeisterten. Die Hauptinitiatoren dieser Neugründung waren Ipland, Lemm und Gerbaulet.

Zahlenmäßig entwickelte sich der ARC nach dem zweiten Weltkrieg so erfreulich, dass schon nach einigen Jahren nach einer Unterkunft Ausschau gehalten werden musste. 
Dank der Opferfreudigkeit einiger Alten Herren gelang es, ein Grundstück in der Hausmannstraße 2 zu erwerben und ein Clubhaus zu errichten, welches auch Unterbringungsmöglichkeiten für junge Clubmitglieder bot. Schon im Jahre 1961 war die Zahl der nach dem zweiten Weltkrieg Aktivgewordenen größer als die Zahl der lebenden ARCisten aus der Vorkriegszeit. Es wurden auch einige Versuche unternommen, Akademische Reit-Clubs an anderen Hochschulen zu gründen. Es sei der jungen Generation überlassen, diesen Gedanken wieder aufzugreifen, um die Studenten für den Reitsport zu gewinnen. 

Ein Akademischer Reit-Club sollte die jungen Leute im Reiten so weit fördern, dass sie auf diesen Fähigkeiten später aufbauen können, wenn sie beruflich in der Lage sind zu reiten und sich – wenn möglich – ein eigenes Pferd zu leisten. Die eigentliche Freude an der Reiterei beginnt nun einmal erst mit dem eigenen Pferd.

Günter Peddinghaus (* 27.September 1908 – † 11. März 2008)